Montag, 16. März 2009

Verwilderte Katzen – Einfangen und kastrieren ist die beste Lösung

Bei PETA habe ich nachfolgenden ausführlichen Artikel zu der Situation der verwilderten Katzen in Deutschland gefunden, der auch beschreibt wie man am besten damit umgeht. Über meine eigene persönliche Erfahrung mit einem verwilderten Kater, der heute zu meinem Haushalt gehört, berichte ich in meinem nächsten Beitrag.

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Stand: Februar 2008

Schätzungsweise 2 Millionen verwilderte Katzen streifen durch die Parks, Parkhäuser, Hinterhöfe und Gartenanlagen von Deutschland. (1) Diese Tiere hatten wenig oder nie Kontakt zum Menschen und sind der Nachwuchs von verlassenen „Haus“katzen. Obwohl die verwilderten Katzen dem Menschen gegenüber oft ängstlich sind, gehören sie noch immer einer domestizierten Rasse an und sind für ein unabhängiges und selbständiges Leben nicht gerüstet. Verwilderte Katzen sterben nicht an „Altersschwäche“. Viele werden vergiftet, erschossen, von grausamen Menschen gequält, von anderen Tieren angegriffen oder von Autos angefahren. Andere Tiere sterben an der permanenten Belastung des Überlebenskampfes, verhungern oder erliegen ansteckenden tödlichen Krankheiten wie Katzen-AIDS (FIV), Katzenleukämie (FeLV) oder Bauchfellentzündung (FIP).

Opfer von Menschen und Natur
Immer wieder werden schlimme Fälle von Tierquälerei bekannt. Katzen werden zu Tode geschlagen, man schießt auf sie, zündet sie an oder man wirft sogar mit Dartpfeilen nach der Katze. Diese Beispiele sind nur einige von vielen dafür, wie wilde Katzen in freier Natur verletzt werden oder zu Tode kommen können. 

Katzen, die von keinem Tierarzt behandelt oder von einem Menschen umsorgt werden, sterben häufig sogar an leicht zu behandelnden Krankheiten. Kleine Schnitte oder Verletzungen werden schnell zu großen Infektionen und Abszessen. Unbehandelte Atemwegsinfektionen können die Augen und Nasen von Katzen so verkleben lassen, dass sie kaum noch sehen oder atmen können. Oft macht der Schmerz und das Jucken von Ohrmilben und damit verbundene Infektionen die Katzen so wahnsinnig, dass sie sich die Ohren blutig kratzen. Andere sterben an Blutverlust oder Blutarmut, da sie Würmer oder Flöhe haben. Harnwegsinfektionen, die häufig zu Urinstau bei Katern führen können, führen zu einem langsamen und extrem schmerzhaften Tod, wenn sie unbehandelt bleiben. 

Verwilderte Katzen stellen außerdem eine Gefahr für die Natur dar. So kann eine hohe Katzendichte in städtischen und dörflichen Randbereichen bei bestandsgefährdeten Vogelarten wie der bodenbrütenden Feldlerche entscheidend zum Erlöschen lokaler Populationen beitragen (2)

Füttern allein hilft nichts
Viele Menschen, die verwilderte Katzen entdecken, fangen an, sie zu füttern. Doch das allein kann die Situation genau genommen noch verschlimmern. Das Füttern erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine Katze wieder Junge bekommt, die dann ebenfalls leidvolles Leben und einen schmerzhaften Tod ertragen müssen. Um das Leid zu beenden, müssen diese Katzen von der Straße geholt und kastriert werden. Die Tiere sollten nur gefüttert werden, um sie daran zu gewöhnen, zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort zu essen, so dass man sie dann einfangen kann. 

Das Einfangen
Holen Sie sich eine Genehmigung von dem Besitzer des Grundstücks, auf dem die Katzen leben, bevor Sie die Fallen aufstellen. Tragen Sie dicke Handschuhe – der Umgang mit verwilderten Katzen kann für Mensch und Tier gefährlich werden. Seien Sie vorsichtig: Selbst die Fallen, bei denen die Katzen nur in eine Box gesperrt werden, können den Tieren, die niemals zuvor eingesperrt waren, höllische Angst machen. 

Legen Sie den Boden der Falle mit einem Stück Stoff, einer Zeitung oder einem alten Handtuch aus. Das wird den Sprungfeder-Mechanismus nicht beeinflussen und gewährt den Tieren wenigstens etwas Behaglichkeit. Verwenden Sie das gleiche Stück Stoff oder das gleiche Handtuch kein zweites Mal, ohne es heiß gewaschen zu haben – Katzen haben einen sehr feinen Geruchssinn. 

Lassen Sie eine gespannte Falle niemals – auch nicht für einige Minuten – unbeobachtet. Während Sie weg sind, könnte alles Mögliche passieren. Präparieren Sie die Falle und entfernen Sie sich, aber bleiben Sie in Sichtweite. Dann brauchen Sie Geduld. Planen Sie das Aufstellen der Fallen nur dann, wenn Sie auch genügend Zeit haben, um vor Ort zu bleiben. Vermeiden Sie heißes oder sehr schlechtes Wetter. Die meisten Katzen sind früh am Morgen oder spät am Abend unterwegs. 

Stellen Sie die Falle auf festem und flachem Untergrund auf, so dass sie bei Berührung nicht wackelt. Stellen Sie die Falle so auf, dass die darin gefangene Katze Ihr Auto, Sie oder jede andere potentielle Gefahr nicht sehen kann. Legen Sie eine Futterspur, die mit einem großen Stück Futter in der Falle endet, aus. Benutzen Sie geruchsintensives Dosenfutter als Köder und platzieren Sie es auf einem Pappteller oder einem Stück Zeitung. Stellen Sie keine Schüsseln oder Dosen in die Falle. Wenn die Tiere in die Falle gehen, springen sie vielleicht panikartig hin und her und eine Dose oder Schale könnte so Verletzungen verursachen. 

Bedecken Sie die Falle mit einem Handtuch oder einer Decke (wenn es kalt draußen ist) oder mit einem Bettlaken (bei heißen Temperaturen), sobald das Tier darin ist. Gefangene Tiere beruhigen sich schneller, wenn die Falle zugedeckt ist. Tragen Sie die Falle vorsichtig zu Ihrem Fahrzeug. Die Katze wird Angst haben, seien Sie sich also bewusst, das die kleinste Bewegung und das leiseste Geräusch noch mehr Stress auslösen kann. Schließen Sie die Türen sanft und benutzen Sie immer ein Fahrzeug – selbst dann, wenn das Tier, das Sie einfangen möchten, nur ein Stück weit entfernt lebt. Mit einer wilden Katze in der Falle, kann selbst eine kurze Strecke zu Fuß Probleme bereiten. 

Überlegen Sie sich vorher, wo Sie die Katze nach dem Einfangen hinbringen werden. Gehen Sie nicht davon aus, unangekündigt angenommen zu werden. Wenn Sie die Katze bei sich aufnehmen möchten, bringen Sie sie am besten sofort zu einem Tierarzt, wo sie kastriert, geimpft, auf Leukämie und Katzen-Aids getestet und gegen Würmer und Flöhe behandelt werden kann. Wählen Sie den Tierarzttermin im Vorfeld so aus, dass die Katze nur eine kurze Verweildauer in der Box hat. Lassen Sie verwilderte Katzen niemals einfach im Haus frei – sie könnten tagelang verschwinden und es wird wahrscheinlich schwer werden, sie wieder einzufangen, um sie zum Tierarzt oder in ein Tierheim zu bringen. 

Bringen Sie die Katze nach dem Tierarztbesuch an einen ruhigen Ort, abseits von anderen Tieren. Sie sollte dort ein bis zwei Wochen bleiben und kann sich so von der Operation erholen und an die neue Umgebung gewöhnen. Wenn sich die Katze erholt hat, können Sie sie ins Haus entlassen; es kann jedoch Monate (oder sogar Jahre) der Geduld in Anspruch nehmen, bis das Tier Ihnen vertraut. Lassen Sie verwilderte Katzen niemals nach draußen, nicht einmal, wenn sie schon sehr lange bei Ihnen gelebt haben. Sie sind sehr schreckhaft und flüchten sich an einen Ort, von dem aus sie nicht mehr zurückfinden. Achten Sie stets auf geschlossene Fenster und Türen. Vorsicht vor gekippten Fenstern, sie werden rasch zur tödlichen Falle für Ihre Katze.

Betreute Futterplätze
Es wird nicht immer möglich sein, ein gutes Zuhause für eine verwilderte Katze zu finden. Wenn sich Tiere in einer Umgebung angesiedelt haben, die für sie keine Gefahr darstellt (Straßenverkehr, Jäger etc.) dann ist es durchaus möglich, sie kastriert dorthin wieder zurückzubringen und einen betreuten Futterplatz einzurichten. Oftmals finden sich zuverlässige Gleichgesinnte die mithelfen, die kastrierten Tiere zu versorgen.

Wenn Sie sich einem Rudel verwilderter Katzen annehmen, ist es wichtig, dass Sie alle Tiere der Kolonie einfangen, kastrieren und gegen Tollwut impfen lassen und ihnen eine hygienische Futterstation mit frischem Wasser und Futter bereitstellen. Sie müssen Ihnen einen Unterschlupf bieten, sie im Falle einer Krankheit oder Verletzung behandeln und sich mit Nachbarn und Grundstücksbesitzern einigen. Eine gut geführte Gruppe verwilderter Katzen ist gesund und stabil, d.h. es werden keine weiteren Jungen geboren. 

Gesundheit
Suchen Sie nach einem vertrauenswürdigen und flexiblen Tierarzt – verwilderte Katzen halten oft keine Termine ein! Denken Sie an all die Kosten, die auf Sie zukommen werden: Kastrationen (je nach Geschlecht der Katze unterschiedlich), Untersuchungen, Ohren säubern, Tollwutimpfungen, Entwurmung und Flohkontrolle. Sie können die Kosten an der Anzahl der zu behandelnden Tiere absehen. Sie müssen unbedingt in der Lage sein, diese Kosten tragen zu können und auf zusätzliche Ausgaben bei Krankheiten oder Verletzungen vorbereitet sein. Fragen Sie nach einem Katzenschutzverein oder Tierheim in Ihrer Umgebung. In der Regel sind die Vereine dringend auf Aktive angewiesen und sie werden sehr froh sein, einen neuen Mitstreiter für die Katzen zu haben und dann auch (meistens zumindest) die Kosten übernehmen.

Sollten Sie feststellen, dass sich das Verhalten oder die Essgewohnheiten einer Katze verändern, sie glasige Augen, stumpfes Fell, Ausfluss aus Nase oder Augen hat oder lethargisch ist, müssen Sie die Katze erneut einfangen und zum Tierarzt bringen, da all diese Anzeichen auf eine Krankheit hindeuten können. Es kann hilfreich sein, schon vorher mit Ihrem Tierarzt einen Plan auszuarbeiten, um Antibiotika für leichtere Gesundheitsprobleme parat zu haben. 

Denken Sie an die Organisation! Führen Sie tierärztliche Aufzeichnungen für jede Katze. Wenn das Tier während der Kastration unter Narkose steht, soll ihr Tierarzt das Tier gleich kennzeichnen (z.B: in manchen Gegenden wird ein klein wenig der linken Ohrspitze entfernt). So können Sie die Tiere identifizieren, die bereits kastriert und gegen Tollwut geimpft sind. Auch das Einpflanzen von Mikrochips ist ein sicherer und effektiver Weg, um eine verloren gegangene Katze zurückzubekommen. 

Futter und Wasser 
Finden Sie einen trockenen, geschützten Ort, um die Katzen zu füttern oder bauen Sie eine Futterstation (die kann schlichtweg eine Überdachung aus einem großen Mülltonnendeckel auf vier Pfählen sein). Errichten Sie die Futterstation ein Stück entfernt von den Schlaf- und Einfangplätzen. Füttern Sie täglich ca. 170 g Dosenfutter und ca. 60 g Trockenfutter pro Katze. Sollte das Futter bereits nach 15 Minuten verschwunden sein, müssen Sie die Ration vielleicht erhöhen. Wenn nach einer Stunde immer noch Futter übrig ist, füttern Sie weniger. Um Insekten im Zaum zu halten, bepinseln Sie den Rand der Futterschüssel mit Salatöl. Entfernen Sie übrig gebliebenes Futter und säubern Sie die Station täglich, um keine anderen Tiere anzulocken und Nachbarn nicht zu verärgern. Sollte es Ihnen nicht möglich sein, die Futterstation täglich zu besuchen, kaufen Sie Futterautomaten. 

Es sollte immer frisches Wasser zur Verfügung stehen. Manche Katzen trinken nicht in der Nähe ihres Futters, halten Sie also Abstand. Sollte es sehr kalt sein, stellen Sie die Schüsseln in die Sonne, so dass sie nicht einfrieren. 

Unterschlupf
Wenn die Tiere nicht bereits in einem verlassenen Gebäude, einem Schuppen oder anderem Haus wohnen, müssen Sie einen geschützten Ort anbieten, wo sie Nässe, Kälte etc. entkommen können. Bauen Sie ein schlichtes Häuschen oder setzen Sie eine Anzeige nach gebrauchten Hundehütten in die Zeitung. Diese können leicht umfunktioniert werden, indem die Eingänge in eine katzengerechte Größe verändert werden und zusätzliche Isolierung angebracht wird. Der Unterschlupf muss wasserdicht, winddicht (in kälteren Regionen) und nicht direkt auf dem Boden stehend sein. Benutzen Sie Stroh oder ungiftige Massivholzspäne als Einlage – verwenden Sie keine Teppiche oder Decken, da diese lang feucht bleiben. Wechseln Sie das Einstreu zwei Mal jährlich und besprühen Sie die Oberflächen des Unterschlupfes mit einem ungiftigen Flohschutzmittel (hier finden Sie unser Faktenblatt zur sicheren Flohkontrolle) 

Seien Sie ein guter Nachbar
Informieren Sie die Anwohner über Ihr Vorhaben. Schreiben Sie an die örtliche Zeitung oder gehen Sie von Tür zu Tür. Sie sollten immer zur Verfügung stehen, sollten Probleme, Fragen, Krankheiten oder Unfälle auftreten. Bauen Sie ein riesiges Katzenklo mit hölzernem Rand, gefüllt mit Sand, dass Sie an einem geschützten Ort aufstellen, um die Katzen davon abzuhalten, sich in den Gärten oder Sandkästen der Nachbarn zu erleichtern. Stellen Sie das Katzenklo fernab von geschäftigen Gegenden, der Futterstation und den Schlafplätzen der Katzen auf. Säubern Sie das Katzenklo täglich. 

Die Fallen
Fragen Sie in Ihrem örtlichen Tierheim oder einem Katzenschutzverein in Ihrer Umgebung nach geeigneten Fallen. Häufig stellen diese Einrichtungen selbst Fallen auf und freuen sich über jede Unterstützung. Auch werden Sie zahlreiche weitere Tipps geben können.

Quellen:
1) Naturschutz heute, Ausgabe 2/06
2) ebenda

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